Samstag, 18. April 2015

Ein lange überfälliger Bericht - Baltikum 2014

Hallo ihr Lieben, kennt ihr uns noch?

Es sind jetzt tatsächlich 8 Monate vergangen, seit wir hier den letzten Post eingestellt haben - das hatte verschiedene Gründe:

Im vergangenen Herbst habe ich mich mit meiner kleinen Naturseifen-Siederei selbstständig gemacht und das war (und ist es immer noch) ein extrem zeitaufwendiges Unterfangen.
Urlaubsberichte schreiben ist auf der Prioritäten-Liste ziemlich weit nach hinten gerutscht, sogar das Motorradfahren selbst kommt eigentlich viel zu kurz.
Rainer war in den letzten Monaten häufig alleine oder mit Freunden unterwegs, während ich mich mit der Herstellung neuer Seifen, Verpackungsaktionen, Werbung, Buchhaltung usw. beschäftigt habe.

Ich hoffe, dass es mir zumindest über die warmen Monate gelingt, beide Interessen unter einen Hut zu bringen.

Ein weiterer Grund ist, dass es relativ schwer fällt, uns für den vergangenen Baltikum-Urlaub so sehr zu begeistern, wie für die beiden vorherigen Touren durch Skandinavien.
Damit meine ich nicht, dass der Urlaub schlecht gewesen wäre - es war einfach nicht so spektakulär wie sonst...wir sind wohl inzwischen sehr "verwöhnt", was Landschaft und Fahrspass betrifft ;-).

Trotzdem möchten wir euch die Fotos und ein bisschen Berichterstattung nicht länger vorenthalten, wenn auch in einer deutlich kürzeren Form als gewohnt.


Jetzt aber genug geschwafelt, hier kommt

Baltikum 2014, Teil 1

Freitags abends startete unsere Fähre Richtung Lettland (Liepaja), dafür mussten wir dieses Mal nach Travemünde. Hier haben wir, wie die letzten Jahre auch, Auto und Anhänger für die Zeit unserer Reise auf einem Campingplatz deponiert und sind mit den Motorrädern zum Hafen gefahren.




Wir hatten uns wegen des Preises im Vorfeld für eine Cargo-Fähre entschieden, was das eigentlich genau bedeutet wurde uns erst auf dem Schiff klar.
Bis auf unsere beiden Mopeds kamen noch ein paar Autos und Wohnmobile an Bord, der überwältigende Anteil bestand aber aus LKW. Diese wurden nach einem schwer durchschaubaren System in den Laderaum "gepuzzelt" - vorwärts, rückwärts, hier und da noch näher an das Nachbarfahrzeug...zum Schluss konnte man nicht mal mehr zu Fuß zwischen den LKW durchgehen.
Motorrad-Park-Ecke


Das "Innenleben" der Fähre war eindeutig nicht für anspruchsvollere Passagiere ausgelegt...sind wir ja zum Glück nicht, aber eine Spur mehr Komfort hätte jetzt auch nicht geschadet.
Die Überfahrt dauerte 27 Stunden, Verpflegung inclusive - das bedeutete schnelle "Futter-Abfertigung" wie in einer schlechten Kantine in einem ziemlich kurzen Zeitfenster, danach gab´s dann einfach nix mehr, nicht mal eine Tasse Kaffee.
Sich ein bisschen hinzusetzen war nur im wenig ansprechenden Außenbereich möglich - aber so schnell lassen wir uns ja die Laune nicht vermiesen.



...wenigstens scheint die Sonne...

Auch die längsten 27 Stunden sind mal überstanden, und nachts um 1 Uhr gingen wir in Liepaja / Lettland von Bord.
Eigentlich sah der Plan so aus:
Wir suchen uns im Hafengebiet ein Cafe und warten bis es hell wird um dann loszufahren.
Tja....in "normalen" Hafengebieten mit Passagierbetrieb gibt es solche Möglichkeiten, aber der Cargohafen ist nachts einfach nur... ausgestorben. 
Nachdem die LKW und die wenigen Autos und Wohmobile weitergefahren waren blieben nur wir zwei einsamen Motorradfahrer zurück...und was jetzt?

Uns blieb nicht anderes übrig, als erst mal in stockdunkler Nacht Richtung "Innenstadt" zu fahren, in der Hoffnung dort eine Bleibe für ein paar Stunden zu finden.
Aber auch in Liepaja war alles dunkel, still und geschlossen, nur an einer kleinen Tankstelle konnten wir wenigstens eine Tasse Kaffee und einen Snack bekommen.
Irgendwie gab es keine Alternative, wir mussten jetzt weiterfahren und hofften im Außenbezirk von Liepaja einen Campingplatz zu finden.

Aus Skandinavien kenne wir das so:
Egal wann du ankommst, stell dein Zelt auf und bezahle morgen...wir hofften, dieses Prinzip würde hier auch funktionieren.



Kaum waren wir aus dem Stadtbereich raus, waren wir auch schon auf der ersten Schotterpiste des Urlaubs - und das machte im Dunkeln überhaupt keinen Spaß.
Bis 3 Uhr morgens tasteten wir uns langsam den Schotterweg entlang, bis wir endlich auf einen Campingplatz stießen...und nein, der Platzwart der durch unser Motorengeräusch wohl aufgeweckt wurde, fand das überhaupt nicht lustig und war extrem unfreundlich - aber wir durften unser Zelt auf einer Wiese im Außenbereich aufstellen (auch nicht sooo lustig ohne Licht) und endlich ein paar Stunden schlafen.

Der Zeltplatz am Morgen


Am nächsten Tag brachen wir auf Richtung Norden, immer an der Küste entlang.
Die vielen Schotterstrecken waren sehr anspruchsvoll zu fahren, entweder sehr sandig mit akuter Rutschgefahr, oder waschbrettartig gewellt, da hatte man das Gefühl, das Moped fällt gleich auseinander.



Kaffeepause


Die wenigen "richtigen" Straßen waren auch nicht viel besser zu befahren, unendlich viele Schlaglöcher wechselten sich mit schlecht geflickter Straßendecke ab, da hatten wir selbst mit unseren für schlechte Wegverhältnisse ausgelegten Enduros nicht viel Spass am Fahren.

Und wie könnte es anders sein - natürlich gab´s auch in diesem Urlaub wieder mal Batterieprobleme, das gehört scheinbar bei uns dazu.
Dieses mal war meine Transalp dran, nachdem wir einen netten Stellplatz für´s Zelt gefunden hatten machte sie keinen Mucks mehr.
Zum Glück hatte die Batterie nur zu wenig Wasser und konnte wieder zum Leben erweckt werden.

Wasser nachfüllen...

...und Batterie wieder einbauen

Wild campen ist im Baltikum genau wie in Skandinavien gestattet, aber da es hier kaum Seen und Flüsse gibt, ist die Wasserversorgung schwierig.
Aus diesem Grund hatten wir schon im Vorfeld beschlossen Campingplätze anzufahren, und da wir zum Saisonende dort waren, hatten wir meistens die Plätze und den oftmals nahen Ostseestrand für uns alleine.

toller Platz bei Liepene

Ein Feuer muss sein



der Weg zum Strand

einsamer Ostseestrand





Auf unserem Weg weiter in den Norden machten wir einen Abstecher nach Kuldiga, da findet sich der "Ventas Rumba", der längste Wasserfall Europas mit 249 m Länge, aber nur 1,4 - 2,2 m Fallhöhe






Unterwegs machten wir natürlich immer wieder mal eine Kaffeepause. In jedem kleinen "Tante Emma Laden" gab es Kaffee und Snacks für lächerlich wenig Geld.
Besonderen Spass hatte ich an den kleinen Gebäckteilchen - ich bin für Süßes nicht so zu haben, und hier gab es an jeder Ecke eine Art Krapfen mit köstlicher Hackfleischfüllung, da hätte ich mich von ernähren können.

Tante-Emma-Laden


2 Kaffee und 2 Teilchen kosten zusammen 1,51 €

Je weiter wir Richtung Riga fuhren, um so schlechter und schmutziger wurden die Strassen, über all waren überquellende Müllcontainer und verrottete Gebäude am Strassenrand.
Im zunehmenden Verkehr stellten sich die einheimischen Autofahrer als extrem rücksichtslos heraus, kurz nacheinander versuchten gleich zwei Autos mich von der Mitte der Fahrbahn abzudrängen. An versetztes Fahren, wie wir das sonst immer machen, war überhaupt nicht zu denken, dann hatte ich als eher Rechtsfahrende sofort ein Fahrzeug unmittelbar neben mir, fast mit Kofferkontakt.

Tankstelle bei Riga



In Riga wollten wir uns eigentlich ein wenig umschauen, aber da der Verkehr uns schon ganz verrückt gemacht hatte und sich auch auf die Schnelle kein Platz fand, wo wir die Mopeds mit Gepäck im Auge behalten konnten, machten wir uns wieder auf den Weg die Küste entlang Richtung Norden.

mehr haben wir von Riga nicht gesehen


Bei unserer Weiterfahrt verließ uns dann nach und nach das bisher doch sehr schöne Wetter, es wurde stürmisch und nass - also machten wir uns zeitig auf die Suche nach einem Campingplatz.

Fündig wurden wir bei Tuja, dort fanden wir einen der schönsten Plätze in diesem Urlaub, direkt am Strand gelegen, mit einer kleinen Sauna die wir für 5 € pro Person so lange wir wollten nutzen konnten.
Allerdings hatten wir bei diesem sehr stürmischen Wetter ein bisschen Angst um unser Zelt, aber alles ging gut...


an den Bäumen sieht man wie stürmisch es ist


der nächste Regenschauer im Anmarsch


interessante Outdoor-Urinal-Lösung, beim Hände waschen wird abgespült ;-)

Nach zwei Tagen mit ausgiebigem Saunabesuch inclusive Abkühlung in der Ostsee machten wir uns auf den Weg zur Grenze nach Estland.
Wie es uns dort gefallen hat könnt ihr im zweiten Teil unseres Reiseberichtes erfahren...

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